Per Leo, der Laudator, und Eva Menasse, Preisträgerin 2023 des Fürther Jakob-Wassermann-Preises.

12.03.2023
Eva Menasse, Preisträgerin 2023 des Fürther Jakob-Wassermann-Preises, mit dem Laudator Per Leo

Der mit 10000 € dotierte und alle 2 Jahre vergebene Jakob-Wassermann-Preis erhielt 2023 Eva Menasse, eine Wiener Schriftstellerin, die in Berlin lebt. Ihr jüngstes Werk ist der 2021 erschienene Roman "Dunkelblum", der sich mit Antisemitismus und Verbrechen an jüdischen Mitbürgern beschäftigt. Die Handlung spielt im Jahr 1989, mit Rückblenden in die Zeit des 2. Weltkriegs.

Im festlichen Ambiente des Fürther Stadttheaters fand die Preisverleihung statt. Die Laudatio dazu hielt der Schriftsteller Per Leo , ebenfalls aus Berlin. In einer humorvollen, manchmal auch etwas satirischen, Rede beschrieb er die Stadt Fürth mehrfach mit positiven Attributen, die jedoch auch immer einen bitteren Nachgeschmack hatten.  "Fürth, das ist doch die mit der Eisenbahn, einerseits eine tolle Sache, andererseits die Landschaftszerstörung...., die mit dem Kissinger, einerseits natürlich Weltrang und Weißes Haus, andererseits Nixon, Chile und Kambodscha....., die mit der Spielvereinigung, einerseits Wiege deutscher Fußballkultur, andererseits, na ja......". Aber fortan wird man Fürth mit einem weiteren Attribut verbinden: "Hut ab, das sind doch die mit der Menasse". Er lobte die humorvollen, oft witzigen oder Slapstick artigen Darstellungen in ihren Büchern. Aber das "was man dabei in ihren Texten oft zu sehen bekommt, ist nicht immer schmeichelhaft, manchmal tut es sogar weh". Am Ende stellt Per Leo in seinem Fazit fest, dass genau Eva Menasse diesen Preis wahrlich verdient hat und endet mit den Worten: "Auf der Höhe der Kunst tragen Eva Menasses Witze schwarz".

In ihrer Dankesrede schlägt Eva Menasse gekonnt einen Bogen von den Nöten des Fürther Juden Jakob Wassermanns zu den Sorgen und Nöten von Juden und Jüdinnen im heutigen Deutschland. Sie prangerte den wieder aufkeimenden Antisemitismus in unserem Land an. Aber ebenso fand sie kritische Worte zur derzeitigen Politik Netanjahus  in Israel und kritisierte das "blanke Schweigen" Deutschlands dazu.

Am Ende Ihrer Rede gab es begeisterten Beifall. Anschließend trug sich Eva Menasse ins Goldene Buch der Stadt Fürth ein. Mit der Übergabe eines großen Blumenstraußes endete der Vormittag im Fürther Stadttheater. Der sonst nach einem Festakt übliche Sektempfang mit diversen Häppchen entfiel dieses Mal, vermutlich aus Sparsamkeitsgründen. Und das ist gut so. Wenn sich die wirtschaftliche Lage zukünftig verschlechtert, könnte es sein, dass wir uns diesen Preis bedauerlicherweise nicht mehr leisten werden.